Leseprobe Radibutz im Hut
Das kleinste Königreich der Welt
„Was machst du denn mit dem Tuch?“, fragte Radibutz.
„Mit welchem Tuch?“ Mimi schaute den Widiwondel aus großen Augen an.
„Mit dem Tischtuch, das du da in den Vorderpfoten trägst!“
Das ist mein Königreich!“, sagte die Maus. „Das Tischtuch ist mein Königreich, und ich bin eine
Prinzessin.“
„Aha!“, staunte Radibutz. Jetzt war er
es, der die Augen aufriss.
„Es ist ein sehr praktisches Königreich“, erklärte Mimi. „Man kann es ausbreiten und herumtragen.
Und wenn man es nicht mehr braucht, legt man es einfach zusammen.“
„Es ist ein tragbares Königreich“, nickte Radibutz verständnisvoll.
„Und wenn es dreckig ist, kann man es waschen und bügeln“, erklärte Mimi. „Es ist das einzige
Königreich auf der Welt, das man bügeln kann.“
Radibutz trat unter die Türe und schaute Mimi zu, wie sie das Tuch auf dem Vorplatz
ausbreitete.
„Man kann sich auch in mein Königreich einwickeln“, rief sie. „Und man kann die Nase
hineinschneuzen.“
„Untersteh dich!“, wies sie Radibutz zurecht.
„Jetzt werde ich in meinem Königreich spazierengehen“, sagte Mimi.
Es war ein sehr kleines Königreich. Vier Mäuseschritte lang und vier Mäuseschritte breit. Als Mimi
ihr Königreich zwanzigmal von einem Ende bis zum anderen durchlaufen hatte, blieb sie stehen und schaute zu Radibutz hinauf.
„Es ist ziemlich langweilig in meinem Königreich“, stellte sie fest. „Und einsam. Komm doch herunter
und mache meinen Diener. Eine Prinzessin braucht einen Diener.“
„Ich habe keine Lust, deinen Diener zu machen“, sagte Radibutz.
„Aber herunterkommen kannst du trotzdem. Ich werde dich zu meinem Minister ernennen“, rief
Mimi.
„Ich will auch keinen Minister machen“, meinte der Widiwondel.
„Wenn du willst, kannst du auch König sein. Das ist doch was!“
„Muss ich leider ablehnen“, brummte Radibutz. „Es ist nämlich Zeit, das Mittagessen
herzurichten.“
„Au ja“, rief Mimi. „Dann setzen wir uns in unser Königreich und veranstalten ein
Festmahl.“
„Einverstanden“, lachte Radibutz.